Selten fühlt sich Mann (und Frau) so auf dem Präsentierteller wie beim Strandbesuch – das gilt auch für faule Nachmittage in Westerland. Wenige Quadratzentimeter Stoff, die ganze Romane über das Stilgefühl ihres Trägers erzählen. „Mann von Welt“ über die Kulturgeschichte der Männerbadehose und ihren jüngsten Meilenstein.
Es ist nicht lange her, genauer gesagt gute hundert Jahre, da war es Gang und Gäbe im Adamskostüm zu schwimmen, zumindest für Männer. Auch die Sittenwächter des spätviktorianischen Europas hatten dem nackten Treiben an Badeseen und Stränden wenig entgegenzusetzen, schließlich blieb Mann weitestgehend unter sich. Erst mit Aufweichen der Geschlechtertrennung wurde adäquate Badekleidung notwendig und brachte schließlich jene gestreiften Baumwolleinteiler hervor, die heutigen Betrachtern ein amüsiertes Schmunzeln entlocken. Ja, sogar mit Badewägen, die einer Pferdekutsche ohne Boden glichen, versuchte die damalige Hautevolee der unfreiwilligen Zurschaustellung ihrer Körper entgegenzuwirken.
Kurz nach Kriegsende begannen Brieftaschen und Sitten wieder lockerer zu sitzen: Im November 1946 präsentierte der Automechaniker und spätere Modeschöpfer Louis Réard den modernen Bikini in der berühmten Pariser „Piscine Molitor“. Er bestand aus insgesamt vier Dreiecken Stoff, deren frivole Anordnung nur das Nötigste bedeckte und weltweit für Furore sorgte. Auch bei Herren schrumpften die Badekleider in Folge. Die stolzgeschwellte Brust oder stramme Waden wurden zu Markenzeichen des ewig coolen Beachboys. Endgültig ging es nicht mehr ums Bedecken der eigenen Blöße – Bademode avancierte zum Statement.
Die nachfolgenden Jahrzehnte trieben bunte Blüten: Von Nylon-Shorts mit Rallye-Streifen, über Bermudas oder olympiatauglichen Speedos bis hin zu floralen Boardshorts hat die Waterkant schon einige Moden kommen und abebben sehen. Zurecht fragt sich Mann von Welt: Ja, was denn nun? Bunt oder uni? Kurz oder lang? Die stilistische Wahrheit hängt wieder einmal am seidenen Faden. Oder seit 2012 am Hintern von 007. In seinem Leinwandabenteuer „Skyfall“ hat James Bond nämlich eine Marke namens „Orlebar Brown“ zum offiziellen Badehosenlieferanten erkoren. Eine Spur, der Mann nachgehen sollte. Die Inspiration zur würdevollen Badehose kam CEO und Gründer Adam Brown bei einem Urlaub in Rajasthan: „Alle Frauen am Pool sahen toll aus – alle Männer hingegen schrecklich.“ Der unheilvollen Mischung aus übergroßen Hawaii-Shorts und ausgeleierten Speedos wollte der Brite mit einer cleveren Passform Einhalt gebieten.
Brown orientierte sich am klassischen Schnitt von Anzugshosen und verzichtete auf das einschnürende, gekräuselte Bündchen samt Gummizug. „Wenn ein Mann ein schön geschnittenes Etwas anhat – ganz gleich, ob Jacke, Hemd oder Badehose – wird der Effekt immer umwerfend sein, egal, welchen Körperbau er hat“, erklärt Brown seine Unternehmensphilosophie. Der Erfolg gibt ihm recht. In neun Jahren wuchs „Orlebar Brown“ vom Online-Shop mit Lagerstätte im heimischen Schlafzimmer zur internationalen Luxusmarke und wurde von Walpole, den Hütern britischer Wertarbeit, zur „Best Emerging British Brand 2012“ gekürt.
Bei Preislagen von rund 200 Euro aufwärts und einer überschaubaren Menge Stoff fragt man sich zurecht, was eine Badehose von „OB“, wie Fans ihre Lieblingsmarke nennen, nun von anderen Herstellern unterscheidet. Der Kassenschlager „Bulldog“ besteht beispielsweise aus 48 Einzelteilen, die mit Garn vernäht werden. Während der Bund bei anderen Badehosen gewöhnlich aus einem Stück besteht, wird er bei Orlebar Brown aus sechs Einzelteilen konstruiert. Das wahrt die Passform und verhilft zu rutschsicherem Tragekomfort ohne fiese Abdrücke. Falls sich im Urlaub doch ein oder zwei Kilo dazu schummeln, lassen sich die Seitenschnallen um bis zu zwei Zentimeter verschieben. Italienische Zipper, schnelltrocknende Materialien sowie fantasievolle Laserdrucke komplettieren die modische Erscheinung. Alle Farben widerstehen Poolwasser mit bis zu 50 mg Chlor pro Liter und sind überdies auf Abrieb, UV-Licht sowie Salzwasser geprüft.
Das Schöne an Badehosen aus dem Hause Brown ist die mit ihnen verbundene Entscheidungsfreiheit. Aufgrund der gemäßigten Form passen alle vier Modelle zu jedem Figurtyp. Wer gerne sportliche Akzente setzt, kann die „Springer“ mit sieben Zentimetern Innensaum wählen, gemütlichere Zeitgenossen greifen hingegen zur „Dane II“, die bis zum Knie reicht. Dazwischen liegen die Modelle „Setter“ und der zuvor erwähnte Verkaufsschlager „Bulldog“. Unkomplizierter Badespaß vom Herrenkonfektionär sozusagen. Und weil abgestimmte Looks auch am Strand ihre Anhänger finden, lancierte Orlebar Brown jüngst eine Damenkollektion. Der Look schick und mondän, mit einem Hauch Nostalgie. Anhängerinnen des Brigitte Bardot-Stils werden sich freuen. Zum Meilenstein, wie in der Herrenbademode, mag es vielleicht nicht reichen, aber ein Blickfang sind die Brownschen Kreationen allemal. Und Hand aufs Herz: Bikinis kann eine Frau doch nie genug haben, oder?
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