Im „Le Lion“ gibt sich Hamburg kosmopolitisch: Binnen der letzten zehn Jahre avancierte die Klingelbar von Jörg Meyer zum Mekka für deutsche Mixologie-Fans und gehört seit 2011 hochoffiziell zu den „50 Besten Bars der Welt“. Ein Erfahrungsbericht aus der lauschigen Höhle des Löwen.
Wilde Ornamente an den Wänden, flauschige, dunkelbraune Teppiche zu den Füßen und eine stolze Löwenfigur hinter dem Tresen. Im „Le Lion“ herrscht eine stimmungsvolle Ruhe, die vergessen macht, dass man sich im Herzen Hamburgs befindet – nur einen Katzensprung vom geschäftigen Café de Paris oder Neuen Wall entfernt. Die meisten Besucher erinnert Jörg Meyers Lokal an eine Pariser Kneipe der Goldenen Zwanziger, wie sie in Romanen jener Zeit ausgiebig beschrieben werden. Die Jury vom renommierten „Drinks International“ Magazin sah das weniger nostalgisch. Sie pries das Le Lion vor allem für seine heimelige Atmosphäre, die an ein erweitertes Wohnzimmer erinnere, an dessen Ende ein wohlsortierter Tresen steht. So oder so, kam spätestens mit Bekanntmachung der Wahlergebnisse eine Welle internationaler Anerkennung und der Titel als „Beste Bar Deutschlands“ (sowie ein solider 16. Platz im internationalen Vergleich).
Nachdem Jörg Meyer wertvolle Erfahrungen mit seiner Erstlingsbar „Bon Lion“ gesammelt hatte, bot sich ihm 2007 die Chance, seinen Traum noch größer und in bester Lage weiterzuleben. Der „Löwe“ hielt Einzug im Schatten des Hamburger Rathauses – und mit ihm die fast vergessene Kultur der Klingelbars und eine Riege von hochprofessionellen Barkeepern, die allesamt einem Modekatalog für Dandys entsprungen sein könnten.
Nun ist eine gutlaufende Bar für ambitionierte Mixologen die eine Sache, die Erfindung eines neuen Cocktails hingegen vergleichbar mit dem Aufstieg in den Olymp. „Im Sommer 2008 habe ich im Le Lion den Gin Basil Smash kreiert, mit dem wir über die Jahre international bekannt wurden“, erzählt der Mixologe zurückhaltend. Tatsächlich erlebt der Cocktail aus Gin, Basilikum und Zitrone gegenwärtig einen internationalen Boom und wird in Fachmagazinen als junger Klassiker gehandelt. Es bleibt eine (spannende) Frage der Zeit, ob sich der Gin Basil Smash auch langfristig in den Karten führender Bars festschreiben wird.
Im Le Lion sträubt man sich gegen den Status als Szenelokal und verfolgt eine Politik der freundlichen Verschwiegenheit. Das färbt auch aufs Publikum ab. Was in der Klingelbar passiert, bleibt in der Regel auch hinter der schweren, schwarzen Tür. Aufgrund des gehobenen Preisniveaus trifft man hier vor allem auf ein gediegenes Publikum von Ende Zwanzig aufwärts, meist mit Faible für Nischenspirituosen. Der Umgangston ist überaus nett und liberal, so wie auch die Türpolitik. Nur allzu angetrunkenen Partytigern bleibt der Zugang in die Höhle des Löwen verwehrt. Ein wenig Herzklopfen bekommt man beim Betätigen der Türklingel dennoch jedes Mal.
Und falls ihr nocht nicht genug habt: The Frequent Traveller zeigt euch die anderen neun besten Bars in Hamburg. Reinklicken lohnt sich.
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