Zum Dasein als waschechter Gentleman gehörten Zigarren über Jahrhunderte fest dazu. Ist das heute auch noch so? Die Antwort: Ja, aber anders. Männer von Welt kümmerten sich in den letzten Jahren vor allem um Ihre Vollbärte und darum ihre Hausbars mit Gin aufzufüllen. Nur wenige gruben tiefer und befassten sich mit der Club- und Zigarrenkultur. Dabei gibt es gerade in diesem Feld allerlei zu entdecken. Und wer könnte eine bessere Einführung in Zigarrenkunde geben, als der CEO des Luxuszigarrenherstellers Davidoff? Hans-Kristian Hoejsgaard ist nämlich nicht nur weltgewandter Geschäftsmann, sondern auch eine richtig coole Socke.
MvW: Herr Hoejsgaard, wie sind Sie zu Zigarren gekommen?
Hoejsgaard: Meine Geschichte ist recht speziell. In meiner Familie mütterlicherseits gab es seit drei Generationen ein Distributionsunternehmen für Zigarren. Meine Mutter sagte immer: Hans-Kristian, du darfst nicht rauchen, aber mit 16 Jahren gebe ich dir deine erste Zigarre – und ich habe es von Anfang an geliebt. Das ist, wie gesagt, sehr persönlich. Wenn ich meine Freunde anschaue, dann ist alles mit Weinen und Spirituosen gekommen. Es macht viel Spaß seinen Whiskey, Rum, Cognac mit einer guten Zigarre zu pairen.
MvW: Wie erkenne ich als Anfänger die Qualität einer Zigarre?
Hoejsgaard: Es gibt ein Cold und ein Warm Tasting. Wenn die Deckblätter glänzen, dann ist es ein gutes Zeichen, dass es sich dabei um hohe Qualität handelt. Zigarren dürfen nicht zu trocken sein, deshalb hält man sie in einem Humidor. Auch ein aromatischer Geruch ist ein gutes Indiz. Die wirkliche Prüfung erfolgt aber erst beim Rauchen. Die Zigarre muss sich angenehm rauchen lassen, nicht im Hals brennen und vor allem gleichmäßig abbrennen. Das nennt sich Combustion.
MvW: Welche No -Gos gibt es bei Zigarren?
Hoejsgaard: Man darf eine Zigarre nicht ausmachen wie eine Zigarette. Man lässt sie von allein ausbrennen. Ebenfalls ist es wichtig, dass man die Asche einer Zigarre lange an ihr dran lässt. Das ist übrigens ein weiteres Indiz für deren Qualität. Da gibt es richtige Competitions, wer den längsten Aschestreifen hinbekommt. Zigarren haben eher wenig mit klassischem Rauchen zu tun. Es ist eine eigene Zeremonie, eine Kultur, wenn man so will. Dessen sollte man sich als Anfänger stets bewusst sein. Und noch ein Tipp: Ein großer Fehler ist es, mit kurzen Zigarren anzufangen. Denn hier ist die Tabakkonzentration am höchsten. Vor allem Frauen begehen diesen Fehler, weil sie sich zurückhalten wollen. Von der Größe auf die Stärke einer Zigarre zu schließen ist ein Irrglaube.
MvW: Was denken Sie ist ein guter Einstieg?
Hoejsgaard: Wenn man eine leichte Zigarre zum Apéro möchte, dann eine Davidoff No. 2. Nach dem Essen persönlich finde ich eine Davidoff Nicaragua Toro mit einem Rum sehr angenehm. Sie ist eine Mischung aus würzig und pikant. Es gibt viele junge Leute, die Rotwein und Zigarren kombinieren. Ein Epizentrum hierfür ist sicherlich China, aber auch in Europa wird es immer mehr. Eine Short perfecto ist ebenfalls gut zum Einstieg.
MvW: Und Ihr persönlicher Favorit?
Hoejsgaard: Ich habe viele Favoriten. Aktuell sind es unsere Winston Churchills im Churchill-Format – lang, elegant und schlank.
MvW: Hat der Modern Gentleman Kult zum Zigarren-Comeback beigetragen?
Hoejsgaard: Ja, es ist eine ganz neue Art der Männlichkeit, bei der auch Frauen zunehmend mitmachen. Sie hat nichts mehr mit den Herrenclubs der Vätergeneration zu tun. Anfang 2000 fing es an mit Cognac und Zigarren. In den letzten zehn Jahren drehte sich alles um Malt Whiskeys. Und jetzt, das finde ich sehr spannend, kommt der Klassiker zurück: Rum. Hier gibt es wirklich eine sehr starke Nachfrage nach passenden Zigarrenbegleitern.
MvW: Als CEO von Davidoff sind Sie viel unterwegs. Welche Orte empfehlen Sie Männern (und Frauen) von Welt?
Hoejsgaard: New York ist immer eine Reise wert. Hongkong finde ich äußerst inspirierend. Mein europäischer Favorit ist Paris. In NYC muss man unbedingt an die Four Seasons Bar gehen. Ich meine nicht das Hotel Four Seasons, sondern in die gleichnamige Bar im Seagram‘s Building an der Park Avenue. Exzellentes italienisches Essen gibt es im Antonucci in der Upper Eastside / 81. Straße, 3rd Avenue. In Paris, definitiv „Le Comptoir“ im sechsten Arrondissement. Ein tolles historisches Bistro. Der Chef war früher ein Zwei-Sterne-Koch, heute verschreibt er sich voll und ganz seinem kleinen Lokal. Zu Hongkong: Ich bin ein großer Liebhaber von Dim Sum. Heute ist Din Tai Fung schon sehr bekannt. Aber es ist nicht teuer und der Koch hat sogar einen Stern für seine Dim Sum erhalten. Hier sehe ich Männer und natürlich auch Frauen von Welt (lacht).
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