Trotz Flatbeds, Sky Bars und WiFi an Bord hat sich ein Feature im Flugverkehr seit über 50 Jahren nicht verändert: Die Ansage des Kapitäns, begleitet von analogem Mikrofonknistern und gelegentlich schwerer Atmung. Während er den Flugbegleitern letzte Weisungen in routiniertem Slang erteilt, verstehen Passagiere nichts. Mann von Welt hat Piloten und Flugbegleiter weltweit behelligt und dreizehn Highlights der Fliegersprache zusammengetragen.
Die Ansagen von „Cross-Check“ und „Cross-Check Complete“ sind für die meisten Vielflieger ein Signal, sich allmählich auf die Suche nach der zweiten Hälfte des Sitzgurtes zu begeben. Tatsächlich ist die Ansage „Cross-Check“ eine Aufforderung ans Kabinenpersonal den ordnungsgemäßen Verschluss der Türen gegenzuchecken. Das müssen gleich zwei Personen hintereinander erledigen. „Cross“ steht in diesem Fall für „Double“.
Auch wenn der Service wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert und das Kabinenpersonal selbst nach zehn Stunden gutgelaunt an uns vorbeischwebt, wird im Hintergrund schwer gearbeitet. Und wie jedes Team benötigen auch Bord-Crews regelmäßige Jour Fixes und Status-Updates. Da es hierfür keinen Konferenzraum gibt, heißt es in der Fliegersprache „Flight attendants all-call.”. Das bedeutet, dass alle Flugbegleiter sich an ihrer Position einfinden und die mysteriösen On-Bord Telefone zur Konferenzschaltung in die Hand nehmen.
Keine Sorge, nur in absoluten Ausnahmefällen dürfen Leichen im Passagierraum eines Flugzeuges transportiert werden. Für den Umgang mit verstorbenen Passagieren gibt es Handbücher, die von Flugzeugtyp und Airline abhängen. Als „Dead Head“ bezeichnet man in der Fliegersprache einen Piloten oder Flugbegleiter, der dienstlich zu seinem Einsatzort (meist im Mitttelsitz Economy) transferiert wird. Hiervon ausgenommen sind Airline-Mitarbeiter, die beispielsweise in Berlin wohnen und nach München pendeln, weil sie dort stationiert sind. Das nennt sich in Deutschland „shutteln“.
Alle sind angeschnallt, die Tischchen hochgeklappt und selbst die Flugbegleiterinnen sitzen. Wie kann es bei minutiöser Prozessualisierung vorkommen, dass überraschend „last minute paperwork“ anfällt? Und dann auch noch eine halbe Stunde dauert? In der Regel wurde entweder der Abflugslot verschoben oder die Piloten müssen noch auf den Techniker warten, der einen gemeldeten Schaden behebt und im Logbuch vermerkt. Auch in der Fliegersprache ist Platz für freundliche Verschleierung.
Eine beträchtliche Anzahl an Airline-Mitarbeitern pendelt zur Arbeit aus anderen Städten. Hierzu buchen sich die Mitarbeiter sogenannte „Standby-Tickets“ auf eigene Kosten. Der Vorteil: Erheblicher Preisnachlass. Der Nachteil: Kein fester Sitzplatz. Will heißen: Wenn der Flieger voll ist, bleiben sie stehen. Je nach Flugzeugmodell gibt es im Cockpit ein bis zwei Jumpseats, die aus Sicherheitsgründen nur von der Crew besetzt werden dürfen. Das ist oft die letzte Rettung für Piloten und Flugbegleiter in Zeitnot. Wer platznehmen darf, entscheidet der Kapitän. Bei der Lufthansa ist der Antritt in Uniform für Jumpseat-Aspiranten vorgeschrieben.
In einigen Flugzeugen sitzen die Flugbegleiter bei Start und Landung mit dem Gesicht zu den Passagieren. Vor allem Billig-Airlines kalkulieren mittlerweile so knapp, dass sie die Trennwand zwischen Galley und Passagierraum weglassen. Eine arglose Flugbegleiterin könnte in solchen Fällen Einblicke gewähren, die an den Kultfilm „Basic Instinct“ (1992) mit Sharon Stone erinnern. Schadenfrohen Kollegen können wir nur folgendes raten: Jungs, auch ihr solltet nicht an Unterwäsche sparen und Manspreading vermeiden. Stichwort: Loch im Schritt.
Es gab Zeiten, in denen wurden Flugbegleiterinnen primär nach Aussehen eingestellt und mussten unverheiratet sein. Aus dieser Ära stammt der Begriff „Lips & Tips“. In Fliegerkreisen bezeichnet man damit die zwingende Abstimmung von Lippenstift- und Nagellackfarbe. Zusätzlich gab es von der dienstältesten Stewardess nicht selten das Kommando „Landing Lips“, um beim Verabschieden der Gäste frischer auszusehen.
Neben Urologen sind Flugbegleiter wohl die einzige Berufsgruppe, die Menschen ungestraft in den Schritt gucken darf. Daher wird der routinemäßige Anschnall-Check in der Fliegersprache auch humorig „Crotch-Watch“ genannt.
Viele Fluggesellschaften organisieren ihr Kabinenpersonal nach dem Senioritäts-Prinzip. Das bedeutet, dass der Purser (Chef-Steward) die Aufgaben nach Dienstalter delegiert. Oft wird älteren FlugbegleiterInnen vorgeworfen, sich besonders arbeitsarme Positionen auszusuchen. Dieser Umstand und eine (als Berufsstolz getarnte) Attitüde brachten einigen den Beinamen „Flugsaurier“ ein. Das positive Pendant lautet übrigens „Senior Mama“.
Im Jahre 2012 sorgte „Samoa Airways“ für Aufsehen als sie verkündete, die Ticketpreise am individuellen Gewicht ihrer Passagiere festmachen zu wollen. Unter dem von Gertrude Stein inspirierten Motto „A kilo is a kilo is a kilo“ wurde die Insel-Airline weltbekannt. Die Begriffe „Widebody“ und „Norrowbody“ haben in der Fliegersprache jedoch eine andere Bedeutung: Flugzeuge mit zwei Aisles (Durchgängen) bezeichnet man als „Widebody“. Passenderweise sind „Narrowbodies“ Flugzeugtypen mit nur einem Durchgang.
Von einem „Miracle Flight“ sprechen Airline-Mitarbeiter, wenn Passagiere beim Boarding noch Hilfe benötigen, nach der Landung jedoch ganz ohne Rollstuhl das Flugzeug wieder verlassen können. Während Wunderheilungen zu den wiederkehrenden Phänomenen in der Passagierluftfahrt gehören, ist ihre Ursache bislang noch unklar.
Als “Blue Juice” wird in der Fliegersprache das Wasser in den Toiletten bezeichnet. Diese Bezeichnung entstammt der Zeit, als das Nutzwasser in Flugzeugen mit blauem Desinfektionsmittel versetzt war. Die „Blue Cabin“ ist somit Fliegerslang für die Toiletten.
Wir wünschen keinem Passagier, dass er den Begriff „Ditch“ von seinem Kapitän hört. „Ditching“ bezeichnet in der Fliegersprache nämlich die Notlandung auf dem Wasser. Daher auch die monoten Gymnastikvorführungen des Kabinenpersonals mit Schwimmwesten vor jedem Flug. Dieser Begriff wandert Piloten in der Praxis glücklicherweise äußerst selten über die Lippen.
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